"Shop 'n' Swap", wieder so eine neue Wortschöpfung und möglicherweise eine weitere Bedrohung für die kriesengebeutelte Fashion-Industrie und den häufig ideenlosen textilen Einzelhandel.
Auf so genannten Shop 'n' Swap-Events treffen sich findige Recessionistas, um hochmodische Accessoires und erst kürzlich erstandene Schnäppchen zu tauschen. Auf diese Weise können die modebewussten Sparbrötchen ständig neue Looks kreieren, ohne ihr sauer verdientes Geld der verzweifelten Fashion Industrie in den Rachen werfen zu müssen.
Wie viele dieser Klamotten-Swap-Gruppen es schon gibt, weiß keiner aber die Google-Map der Community-Webplatform "meetup" zeigt alle eingetragenen Shop 'n' Swap-Gruppen mit regelmäßigen Treffen.
Auf der Site von Cincy Chic kann man die wichtigsten Regeln für solche Klamottentausch-Treffen nachlesen. Hier finden sich auch einige Links zu TV-Berichten über das Thema.
wikiHow.com hält unter "How to hold a Swap Party" eine praktische Checkliste bereit.
YouTube-Beitrag über Swap-Parties
Die Daily Mail berichtet auf ihrer Online-Plattform unter der Headline "Why swapping is the new Shopping" ausführlich über das Phänomen.
Ähnlich wie bei Tupper-Parties, macht das soziale Zusammentreffen den eigentlichen Reiz der Swapping-Events aus. Gleichgesinnte Recessionistas kennen lernen und über Mode quatschen. Da kann Ebay nicht mithalten und eine ernstzunehmende Recessionista spart ja auch, wo sie kann.
CBS-Bericht über eine Clothing Swap-Party
Überhaupt scheint der Reiz des Swapens in dem Gesamterlebnis und der sozialen Interaktion zu liegen, so der Soziologie-Professor Frank Furedi im oben genannten Dailymail-Artikel, dass dem des durchschnittlichen Klamottenkaufs im Laden bei weitem überlegen scheint.
Um das Swapen zu vereinfachen gibt es auf den Veranstaltungen häufig eine Art Tauschwährung (spezielle Münzen oder Coupons), die man dann meist am selben Abend gegen neue Teile eintauschen muss.
Cloth Swapping hilft auch dabei, das Gewissen zu erleichtern. Denn die Sucht, den immer schnelllebigeren Modetrends zu folgen und Wegwerf-Klamotten à lá H&M zu kaufen, verträgt sich schlecht mit immer wichtiger werdenden Werten wie Nachhaltigkeit und Umweltverträglich. Da kommt der Swapping-Gedanke den modebegeisterten LOHAS gerade recht. Swapping erlaubt es, sich von den Klamotten zu befreien, die nicht mehr der letzte Schrei sind und den Kleiderschrank aufzuwerten, ohne sich von Schuldgefühlen und Gedanken an wachsende Müllberge und die Ausbeutung der weltweiten Ressourcen plagen lassen zu müssen.
Mischa Barton auf dem Visa-Swapping-Event [Foto:Dailymail.co.uk]
Nicht nur die selbsternannten Fashion Victims sehen so dem nächsten Schnäppchenkauf erleichterter entgegen, auch die auf ihr Nachhaltigkeitsimage bedachten Unternehmen springen nach und nach auf den Swapping-Zug auf. So gab es in London bereits einen VISA Swap-Event, in Zusammenarbeit mit TRAID (Textile Receycling for Aid and International Development) und prominenter Beteiligung (siehe Foto). Bei VISA plant man wohl schon den weltweiten Rollout der Idee.
Für alle, die keine Lust oder keine Möglichkeit zu privaten Swap-Parties haben gibt es selbstverständlich Alternativen im Web. So bieten z.B. SwapTreasures und SwapStyle swap-willigen Couch Potatoes online Swap-Parties an.
Inwieweit der Kult um die Swap-Parties die Absätze des Handels wirklich beeinflusst lässt sich noch schwer einschätzen. Findige Händler bieten allerdings bereits abendliche Swap-Parties in ihren Geschäftsräumen an und versuchen so die Kundenbindung zu stärken.