Samstag, 28. März 2009

Teures Schiff im Nebel


Gestern erst beschwöre ich die Modebranche, die Chancen zu nutzen, die die Krise zu bieten hat und in Werbung zu investieren, dann befolgt einer meinen Rat und dann so was. Nettes Foto aber kein Schwein kann lesen, vom wem die Anzeige ist. Ja sind die denn noch zu retten bei Twin-Set?

Schlecht gemachte Anzeigen ziehen an der Zielgruppe vorüber "... wie ein teures Schiff im Nebel", hat mein erster Chef, David Ogilvy immer gesagt.

Aufmerksam gemacht, auf diesen Fehlschlag hat mich Spießer Alfons, der auch gleich mutmaßte, dass diese Anzeige leider kein Art Director, sondern sicher ein selbstverliebter Modedesigner gestaltet hat.

Schade!


Freitag, 27. März 2009

Lemminge in Angststarre

Werbetreibende sind Gewohnheitsmenschen. Um Ostern und Weihnachten wurde ausgegeben, was das Budget hergab. Ab Januar und in den Sommerferien herrschte Ausgabestopp. Dass ja immer nur maximal 10 Prozent der Deutschen wirklich im Ausland im Urlaub waren und gerade in den Ferien viel mehr und mit Muße gelesen wurde, interessierte niemanden. Regelmäßig im Spätherbst und im Frühsommer wurden die Magazine dicker und dicker, die Werbeblöcke länger und länger. Wer dann aber gemütlich im Urlaub - Verzeihung: im Sommerloch - den Spiegel oder die Bunte und Gala las, hielt ein magereres Heftchen in den nach Sonnenmilch duftenden Händen.

Daran konnte selbst die in ihrer Verzweiflung von den werbeabhängigen Medien propagierte Share-of-Voice-Bewertung der Mediapläne nichts ändern. Hier wurde den Werbetreibenden vorgerechnet, welchen relativen Anteil an den Gesamtwerbeausgaben der relevanten Marktes eine einzelnen Marke haben würde. Ihren Share-of-Voice (SoV) eben. Und der ist nun mal bei gleichem Budget sehr viel höher, wenn man gezielt in den Zeiten wirbt, wo der Wettbewerb kein Werbewort verliert. Wenn man sich Gehör verschaffen will wartet man besser bis die anderen schweigen.

Nun hat uns die Krise ein Dauersommerloch beschert. Alles schweigt. Reflexartig werden Preise gesenkt und Werbebudgets eingefroren, um die Bilanzen zu retten. Marken verfallen im Wert und erodieren massenhaft in der Vergessensschleife. Wie die Lemminge versinken die Werbetreibenden in Angststarre. Lediglich die Abwrackprämienprofiteure der Automobilindustrie schreien uns noch ihre Angebote entgegen.

Dabei war die Chance selten größer, auch mit moderatem Budget zum SoV-Platzhirsch zu werden. "Schlechte Zeiten sind gute Zeiten für's Marketing" zitiert brandeins im letzten Heft (03|09) Florian Becker, Markt- und Werbepsychologe an der LMU, München. Nie waren die Magazine so dünn, die Anzeigentarife so niedrig wie heute. Im Moment lässt sich Werbung nicht nur deutlich günstiger einkaufen, sie ist auch um einiges wirksamer.

Und wer jetzt subversive Meinungsmache eines verzweifelten Werbers riecht, von einem, der ja schließlich nur von steigenden Budgets leben kann, dem sei der Artikel "Spot-billige Aufmerksamkeit" in o.g. brandeins wärmstens ans zweifelnde Herz gelegt. Hier finden sich mutmachende Beispiele großer Marken, die mit Weitsicht und Mut durch antizyklisches Investment aus Krisen als Gewinner hervorgingen.

Dass sich Werbeinvestitionen gerade in der Krise lohnen beweist auch eine Studie der Brand Control in Frankfurt, die in der aktuellen Horizont (13/09, Seite 48). Hier wurden die Spending-Strategien der führenden Automobilmarken analysiert und den Abverkaufserfolgen gegenüber gestellt. Ergebnis: Gerade in Krisenzeiten ist Werbung ein effizienter Wachstumstreiber.

Und den zögerlichen Modemarken sei zugerufen: Es wird Frühling. Ihre Kundinnen und Kunden haben Sehnsucht nach neuen Klamotten. Zeigen Sie Ihnen, was jetzt in den Kleiderschrank gehört! Ihre Mitbewerber verharren in Angststarre. Nie war Werbung so effizient.


Donnerstag, 26. März 2009

Modelfree Lifestyle Advertising

"Vienna born, New York based photographer Bela Borsodi has a unique approach to product photography. By incorporating three dimensional sculptural environments and unique materials, he builds mini sets that personify the products and turn what would be simple table top images into living breathing pieces of art." so beschreibt der "If It's Hip, It's Here"-Blog Borsodis Arbeiten trefflich.

Ein Besuch der Website des Künstlers lohnt sich wirklich.

Ich finde, eine kreative Alternative, um Fashion-oder Lifestyle-Produkte spannend und neu zu inszenieren (und sich zur Abwechslung mal die teuren Model-Honorare und -Buyouts zu sparen.)


Diesel brennt

Endlich wieder mal ein Hingucker: Die neue Kampagne von Diesel. Fotografiert der besser inszeniert von John Scarisbrick, einem der "meist gefeierten Modefotografen Schwedens", laut www.gosee.de.

Ob's gefällt ist Geschmacksache. Zu fragen, was die Aussage sein soll, töricht. Hauptsache die Zielgruppe der italienischen Casual-Marke hat Gesprächsstoff und kauft Renzo Rossos Klamotten, die zugegebenermaßen auf den Bildern nicht wirklich die Hauptrolle spielen.


Dienstag, 24. März 2009

Invasion der hippen Schlappen

Das ist doch mal eine Kampagnen-, zumindest eine starke Bildidee: Die neue Kampagne für die Kultschlappen und FlipFlop-Verdränger Havaianas. Tausende wunderbar bunter Leisetreter verströhmen Frühlingsstimmung und erobern die europäischen Großstädte. Ein gelungener Hingucker der erfolgreichen Gummisandalenmacher, die es jährlich auf circa 300 verschiedene Designs bringen!

Wow! Die Dinger gibt's ja schon fast so lange, wie mich!


Montag, 23. März 2009

Edler Stoff für Journailles Barbie

Wie erreicht man, dass eine Pressebotschaft statt im Papierkorb des Redakteurs den Weg in seine Rubrik finden und lange im Gedächnis bleiben? Zum Beispiel indem man sein Produkt "schrumpft" und (passend zu deren 50. Geburtstag) als niedliche Barbie- beziehungsweise Ken-Version an die Presse schickt.

Diese Idee hat die Weber der Traditionsmarke Harris Tweed von den Western Isles in Schottland offensichtlich so überzeugt, dass die sonst als sparsam verschriehenen Schotten die sicher erheblichen Kosten nicht scheuten und eine Puppenversion ihres unverwüstlichen Klassikers in Kleinauflage in Auftrag gaben. Stoff aus dem die Träume von PR-Agenturen sind. Wetten, dass es funktioniert?

Der Originalbeitrag nach zu lesen im Modepilot-Blog.