Donnerstag, 29. Oktober 2009

Herr Käfer ruft an

Das war ja ein komischer Tag heute: Erst schreibt jemand anonym einen langen fundierten Kommentar zu einem alten Post über die Gerd Käfer Collection und dann klingelt das Telefon und Gerd Käfer himself ist am anderen Ende, um mich 10 Minuten lang mit Vorwürfen zu bombardieren. Wieder 10 Minuten später ruft ein Freund an, der mich auf die Gästeliste der "Weltpremiere der Gerd Käfer Collection" (Pressetext) hatte setzen lassen und nun, völlig unschuldig, auch zur "Persona Non Grata des "Bayerischen Tafeldeckers" (aus der Eigenwerbung gerd Käfer) geworden ist. Und nun ist der alte Post Web-Geschichte und gelöscht.

Stein des Anstoßes war ein Beitrag vom Badvertiser über die bekannt gewordene Absicht des Münchener Edel-Caterers nun auch ins Modegeschäft mit einer eigenen Kollektion einsteigen zu wollen. Und wie der Badvertiser nun mal so ist, hatte er kein gutes Haar an dieser Zerdehnung der Feinkost-Marke gelassen, hatte Herrn Käfer die Modekompetenz abgesprochen, Profitgier unterstellt und sich gefragt, ob die Welt diese Kollektion braucht. Und, dass so was der frisch gebackene Modeunternehmer nicht gerne ließt, ist nur mehr als verständlich.

Dem "kulinarischen Intendanten" (Eigenwerbung Gerd Käfer) einfach zu unterstellen, er sei modisch spießig bis geschmacklos war unfair und journalistisch unprofessionell. Dafür entschuldige ich mich.

Ob das Motiv, diese Kollektion, zusammen mit Ragman, auf dem Markt zu bringen nun, wie von mir vermutet, das Kapitalisieren der (unbestritten wertvollen) Marke Käfer oder, wie von Herrn Käfer behauptet Idealismus, unternehmerische Kreativität und die Schaffung von Arbeitsplätzen war, weiß nur er. Ob die Welt auf diese Kollektion gewartet hat, der Himmel.

Um mir nicht mangelndes journalistisches Interesse und Voreingenommenheit vorwerfen zu lassen, bin ich dann gestern Abend der Einladung gefolgt, um im "legendären P1" der "World Premiere Gerd Käfer Mode Kollektion" (aus dem Pressetext) beizuwohnen. Ich will mich um eine differenzierte und möglichst objektive Berichterstattung bemühen.


Die Event-Location

Die Einladung: Stilvoll, qualitativ hochwertig, gut gemacht. Die Location: Für Fashion Shows eher ungeeignet aber prestigeträchtig und (zumindest teilweise) im Familienbesitz. Das Catering: Gewohnt hochwertig, kreativ, großzügig. Lanson-Champagner satt. Die Fashion Show: Im Rahmen der beengten Möglichkeiten OK. Professionelle Tänzer. Alles von OnStage. Die Gäste: Ein Spiegelbild der "besseren" Münchener Gesellschaft und die üblichen P1-Stammgäste. Drängende Fülle. Die Band: Für mich das Highlight des Abends: "The Les Clöchards".


Handy-Foto der Fashion-Show

Und die Kollektion? Wie erwartet. Mittelmodische Leisurewear in gut gängigen, konservativen Farbtönen. Poloshirts, Rugbyshirts, gewaschene Army-Jacken. Alles aufeinander abgestimmt, zum Kombinieren. Die Jacken mit dem (Ralph Lauren und La Martina sei Dank) scheinbar immer noch gut verkaufenden Polospieler. Große, tonige Motive, teilweise mit Lanson-Reklame. Auffällige, großflächige Applikationen, wie ein runderneuertes Käfer-Logo und die Gerd-Käfer-Signatur als Baumwollstickerei. Gefällige Freizeitmode für die Münchener Maximilianstraße und die Kampener Whiskeymeile. Alles vorerst exklusiv erhältlich beim Trachten Angermeier in München.

Ob, wie der Pressetext vollmundig behauptet "... Gerd Käfer [mit dieser Kollektion] seinem Ruf als kreativen Geist einmal mehr gerecht ..." wurde, mag ich nicht beurteilen. Gerd Käfers Kreativität auch nicht. Fest steht, die Kollektion wird seine Käufer finden. Wie ja auch die Sanisbar-Kollektion von Gerd Käfers Gastro-Kollegen und Sylter Promiwirt Herbert Seckler seine Käufer findet.

Spannend bleib aus Marketing-Sicht, was der Münchener Feinkost-Unternehmer noch so alles mit seiner Marke treiben wird. Die original "Gerd Käfers Fruchtgummi-Möpse" von Haribo in der Farewell-Tüte des gestrigen Events und die, laut Herrn Käfer, zu erwartenden Beate-Uhse-Kondome mit Käfer-Motiv mögen ein erster Vorgeschmack sein.

Ich jedenfalls werte die teils heftigen Reaktionen als Ausdruck der wachsenden Bedeutung der Blogger-Community (Es lebe Web 2.0!), Anerkennung meiner Leistungen als "Badvertiser" und Blogschreiber, gelobe Besserung und fundiertere Recherchen und lasse mich - auch vor dem Hintergrund angedrohter Repressalien - nicht unterkriegen, was mein Recht auf freie Meinungsäusserung angeht.

Pressefotos der Kollektion (hier).
Mein Post zur Einladung (hier).




Mittwoch, 28. Oktober 2009

Filmstudioatrappe


Ausgewählte Seiten aus dem aktuellen P&C-Beihefter (Fotos: P&C).

Bloß gut, dass ich heute schon ein lobendes Wort für eine Fashion-Kampagne gefunden habe, sonst könnte der Eindruck entstehen ich hätte Herbstdepression. Aber an der aktuellen P&C-Kampagne kann man nun wirklich kein gutes Haar lassen, oder?

So also stellt sich klein Erna ein authentisches Film-Set vor. "Fashion Movies with Eric Dane" ist der Titel dieses Beihefters in der aktuellen GQ. Das "Set" besteht aus allem, was das (scheinbar) spärliche Requisiten-Budget hergab und was es nach Auffassung der P&C-Werber braucht, um den armen P&C-Kunden vorzugaukeln, Filmstars würden beim Düsseldorfer Modefilialisten kaufen. Die Hamburger P&Cs haben ja mit solchem Dilettantismus gottseidank nichts zu tun, wie uns bereits auf dem Titel bedeutungsschwanger erläutert wird.

Auch hatte man wohl kein Vertrauen zu der Bekanntheit von Eric Dane (Chirurg Dr. Mark Sloan in der Serie Grey's Anatomy) und schrieb's zur Sicherheit noch mal hin.

Die Sets sind bei genauer Betrachtung so was von artifiziell (Ist das das Gegenteil von authentisch?), dass es kaum auszuhalten ist. Und als krönenden Abschluss versucht man dem Betrachter mit einem Bambi-Logo weiß zu machen, dass man bei P&C auf "Du-und-Du" mit dem Movie-Business ist.

Wo sind die Entscheider hin, die uns vor Jahren mit wundervollen Beiheftern am Lifestyle der Blaublüter hatten teilnehmen lassen? Alles mit echten Royals im echten Schloss fotografiert.


Feigheit for all Mankind


Und noch eine Perle aus der GQ, dachte ich zumindest. Eine Typo-Anzeige für ein Fashion-Label! Wo die Modewerber doch den Text hassen, wie der Teufel das Weihwasser. Das erregt Aufmerksamkeit. Und was will auch zeigen? Knackiger Körper in knackiger Jeans? Gähn!

Also mal was anderes, denke ich. Eingängige Prosa über die Passform. Gutes Layout. So bewirbt man Premium-Brands. Innovativ und mutig. Bravo, denke ich und blättere um:


Überraschung (oder auch nicht): Zwei Paar Jeans. Wow! Völlig ungesehen und unerwartet. Wenn man mich fragt, eine verschwendete Doppelseite, rausgeschmissenes Werbebudget und eine vertane Chance, mal gegen den Strom der Denim-Maffia zu schwimmen und sich abzuheben vom Blaumann-Allerlei.

Schade, denke ich und blättere weiter in der GQ.

(Sorry für die schlechten Abbildungen. Kein Scanner in Reichweite.)


Pan Tau ist zurück!


iPhone-Scan aus der letzten GQ.

Stolpere gerade über eine wirklich lustige Anzeige für/von Hackett in der aktuellen GQ. Die Mischung aus britischem Snobismus und Selbstironie gefällt mir persönlich sehr gut und passt prima zur Markenpersönlichkeit des Herrenausstatters aus Good Ol' England.

Viel besser, als die letzte Kampagne (Mein Post "Seekrank?" hier).

Hier zwei Motive aus dem Shooting in besseres Qualität:


Fotos von der Hackett Website.