Donnerstag, 27. Mai 2010

Kopisten erhöhen Innovationsdruck in der Modeindustrie


Video des ca. 15-minütigen Vortrags von Johanna Blakely über den positiven Einfluss des mangelnden Urheberrechtsschutz in der Modeindustrie auf deren Innovationskraft und Kreativität.

Die Modeindustrie gehört zu den wenigen Industrien mit eher lausigem Urheber- bzw. Nutzungsrechteschutz. Damit sind sie in Gesellschaft von z.B. Nahrungsmitteln, Automobilen, Frisuren, Tatoos, Witzen und Düften.Trotzdem gehört sie zu den innovativsten, kreativsten und letztlich auch umsatzstärksten Industrien überhaupt. Wie lässt sich das erklären, und kann der mangelnde Rechteschutz sowie die daraus resultierende "Abkupfer- und Nachmacher-Kultur vielleicht sogar als Treiber der Innovationskraft verantwortlich gemacht werden? Diesen Fragen geht Johanna Blakely (Deputy Director des Norman Lear Center, eines Medien-fokussierten Think Tanks an der University of Southern California) in einem kurzen aber durchaus sehenswerten Gastvortrag nach.

Ihrer Meinung nach steigert die "Copy Cat"-Kultur der Modeindustrie (die großen Vertikalen, wie H&M und Zara behaupten ja von sich, jedes trendige Couture-Teil innerhalb von 6 Wochen in den eigenen Läden haben zu können!) nicht nur das Innovationstempo der Industrie, sondern sorgt auch für eine Demokratisierung der Mode und die schnellere Verbreitung internationaler Modetrends. Die Designer der großen Fashion Brands müssen ihren Kopisten immer schneller davonlaufen und auch so genannte Signature Looks (LV-Rapport, Burberry-Karo etc.) einsetzen, um die notwendigen Premium-Preise weiter verlangen zu können.

Nach Blakelys Meinung könnten andere kreative Branche von einem Fall der Urheberrechte auch profitieren.

Herzlichen Dank an Andreas Vichr für den Tipp bzw. Link!


Dienstag, 25. Mai 2010

Pink Führer


Das Aufsehen-erregende Plakat in Palermo (Quelle: unbekannt).

"Cambia Style - Don't Follow Your Leader" ist die Headline auf den Postern der sizilianischen Modekette New Form (Website des Unternehmens hier), die laut Telegraph (hier) die Gemüter der Bürger und Politiker in Palermo erhitzten.

Führende italienische Kommunalpolitiker protestierten jedenfalls vollmundig: "The use of an image of a person responsible for the worst chapters of the last century is offensive to our country's constitutional principles and to the sensitivities of citizens," Ein Sprecher der Werbeagentur rechtfertigt: "We have ridiculed Hitler in a way that invites young people to create their own style and not to be influenced by their peers,"

Ob das visuelle Schwulifizieren des Führers es rechtfertigt, mit diesem provokanten Motiv für eine lokale Modemarke zu werben, soll in Frage gestellt werden. Provokation um der Aufmerksamkeit Willen hatte ja schon ein anderer berühmter italienischer Kreativer, Oliver Toscani, für seinen Auftraggeber Benetton als Stilmittel der Werbung hoffähig gemacht.


Soul Foot by Crocs


Der Spot "Feel The Love" aus der aktuellen crocs(TM)-Kampagne.

Ich hatte ja schon im Herbst letzten Jahres, zusammen mit FAZ.net (hier) darüber spekuliert, ob es der angeschlagenen Plastikpantoffelmarke Crocs gelingen wird, den drohenden Verfall der einst hippen Kult-Marke zu stoppen. Nun meldet sich die Marke mit einer neuen internationalen Kampagne zurück. "Feel The Love" ist das Motto der Kampagne bei der die Schuhe die Füße lieben.


"Sole" und "Soul" (also Sohle und Seele) heißen die beiden animierten "Croslite(TM)"-Charaktere, die sich in der Kampagne liebevoll um unsere geschundenen Füße kümmern (Foto: Screenshot Crocs Website).


Print-Motiv aus der aktuellen "Feel The Love"-Kampagne von Crocs(TM).

“Our new campaign will reinforce what Crocs really stands for — cheeky innovation in the form of a feather-light*, odor-resistant, form-to-fit shoe,” sagt Ken Chaplin, Vice President of Marketing bei dem Unternehmen, dass aus Plastikgranulat Kultschuhe macht.

* Lustig, dass Crocs auf deren US-Website mit dem deutsch-amerikanischen Begriff "über-lightweight" wirbt!

Die neue Markenkampagne ist laut Werbebranchenblatt W&V "... die erste integrierte und globale Kampagne des US-Konzerns. Entwickelt hat sie die in Chicago ansässige, unabhängige Marketing- und Kommunikationsagentur Cramer-Krasselt, die den globalen Werbe-, Media- und Digitaletat innehat. Cramer-Krasselt ist Mitglied des weltweiten Netzwerks unabhängiger Kommunikationsagenturen ICOM, hat die deutsche Partneragentur Move Communications aus Martinsried bei München in den globalen Pitch geholt und den Wettbewerb gemeinsam gewonnen. Die Münchner adaptieren für die deutsche Kommunikation die klassische Werbung, PoS-Maßnahmen und das B-to-B-Marketing."


Was ist die geschmacksverirrte Steigerung von Ballerinas? Die neuen Modelle der Serie Crocband Flat.

Inzwischen ist aus der Monoproduktmarke (siehe FlipFlops) eine Range-Marke für verschiedenste Freizeitschuhmodelle geworden. Neben dem klassischen Clogg werden inzwischen auf Flipflops und Ballerinas angeboten.

Eine Stärke der Marke ist sicher auch ihr Polarisierungspotenzial. Crocs liebt man oder hasst man. Beides auf jeden Fall leidenschaftlich, wie übrigens auch schon die alte Kampagne selbstbewusst thematisierte. Es lohnt sich übrigens wirklich, sich mal ein paar der älteren Crocs-TV-Spots (hier) auf YouTube anzusehen:


Der Spot "Hate" aus 2008 auf YouTube.

Die Crocs Website (hier).