Fast ein Jahrzehnt nachdem die legendäre Toscani-Benetton-Schock-Kampagne einer eher weichgespülten, typischen Modekampagne weichen musste (hier), scheinen nun wieder mutige Marketingentscheider das Ruder bei Benetton übernommen haben. Mit der so genannten "Unhate"-Kampagne will Benetton nun auch wieder Haltung, statt nur bunte Pullover und blasse Models zeigen.
Laut Branchenfachblatt W&V dürfen Spitzenpolitiker wie unter anderem Angela Merkel, Nicolas Sarkozy, "Wir sind Papst" Benedikt XVI., Barack Obama, der chinesische Politiker Hu Jintao, der israelische Premierminister Benjamin Netanyahu hemmungslos küssen. Für die gute Sache und Strick- und Wirkwaren aus Italien.
Parallel zum Kampagnenstart gibt Benetton die Gründung der Stiftung "Unhate" bekannt. Liebe allein könne den Hass überwinden, dieser Grundgedanke stehe hinter der Kampagne, die Alessandro Benetton, Geschäftsführer der Benetton Group Spa, in Paris im Flagshipstore vorgestellt hat. Verantwortlich für die Kommuniaktionsstrategie ist Fabrica, das Benetton-eigene Zentrum für Kommunikationsforschung. Wenn schon die globale Liebe eine Utopie bleibe, so sei wenigstens die Einladung, nicht zu hassen, ein realistisches Ziel, wird Alessandro Benetton in der W&V zitiert
Die weltweite "Unhate"-Kampagne wird laut W&V Internet und Soziale Netze sowie Plakate und einen Online-Film einsetzen. Gleichzeitig sei sie "tief in den historischen Werten von Benetton verankert": Es ist nicht das erste Mal, das Benetton mit Küssen wirbt - oder Werbung überrascht, die gar nichts mit konventionellem Modemarketing zu tun hat. In den 90ern sorgten Motive des Hausfotografen Olivero Toscani für einen handfesten Skandal, weil sie Tabus zeigte, etwa ein küssendes Paar Nonne-Priester oder blutverschmierte Kleidung.
Was denkt ihr? Ist das nur bemühte Aufmerksamkeitsheischerei oder kann so eine Haltungskampagne die Marke attraktiv machen und letztlich den Abverkauf pushen?
Hallo Andreas!
AntwortenLöschenDas ist ja genau der Punkt. Ist es akzeptabel mit politischen Themen Werbung für kommerzielle Zwecke zu machen? Auch wenn diese Kampagne weit weg ist von Toscani hat das für mich den Geschmack von Heuchelei. Wenn die Marke sich ernsthaft, glaubwürdig und nachhaltig auch politisch und sozial engagiert, kann man neu darüber denken. Im Moment ist die selbst Stiftung eher ein Feigenblatt dazu und hat mehr Marketingtool-Charakter. Und spektakulär ist die Botschaft "Habt Euch doch alle lieb" nun auch nicht. Die ist 2000 Jahre alt und nicht von Benetton. Wir werden sehen.
Marco