Donnerstag, 16. Juni 2011

Schlumpfhausen trägt s.Oliver


s.Oliver sucht Schlumpfpaten (Foto: PR).

Böse Zungen behaupten, die Marketingentscheider im Rottendorfer Textilunternehmen müssen blau gewesen sein, als sie sich für diese Kooperation stark gemacht haben: In einer großangelegten Social-Media-Promotion will das Modelabel nun auf den erwarteten Hype um den bevorstehenden Kinostart des Dolby-digitalen Remakes der Schlumpfhausener Blaumänner-Story aufspringen.

"Das Textilunternehmen bringt eine spezielle T-Shirt-Kollektion zu den blauen Comic-Figuren heraus. Parallel hierzu sucht das Label über sein Facebook-Profil [...] 100 "Schlumpfpaten“. Sie erhalten bis zum Beginn der Aktion am 29. Juni je ein Paket mit einem T-Shirt, Kinokarten, Plakat und Plüschschlumpf.", so das Werbefachblatt W&V über die Aktion.

Ob sich die positiven Jugenderinnerungen der Kernzielgruppe an die putzigen Bewohner von Schlumpfhausen gewinnbringend mit der Textilmarke verknüpfen lassen, wie Marketingleiter Mokhtar Benbouazza laut W&V hofft, oder ob letztlich die Erinnerung an das eher peinliche Vadder Abraham-Schlumpflied überwiegen, wird der Sommer zeigen.

Noch nicht bestätigt ist jedenfalls, ob der einzige Mode-affine Schlumpf namens "Beauty" künftig eine Original s.Oliver-Schlumpfmütze tragen wird oder ob dieses "Ehre" dem Marketingleiter zukommen wird.

Der Bericht in der W&V (hier).
Die Website von s.Oliver (hier).
Die offizielle Website der Schlümpfe (hier).
Das Schlumpflied von Vadder Abraham (hier).


Mittwoch, 15. Juni 2011

Modemagazine for free


Immer mehr Fashion- und Lifestyle-Labels nutzen qualitativ hochwertige Kundenmagazine, um zusätzliche Kaufanreize zu schaffen und Kunden an ihre Marken zu binden.

Nachdem ich (hier) bereits im April 2011 ausführlich über die Chancen und Risiken von Kundenmagazinen für Fashion- und Lifestylemarken geschrieben habe, hat sich nun auch die Sueddeutsche Zeitung des Themas angenommen. Unter dem Titel "Erste Reihe: Das Heft zur Marke" stellt Max Scharnigg einige der interessantesten Kundenmagazine kurz vor (die folgenden Texte entstammen dem SZ-Artikel):


Rika
Dafür, dass Rika einst mit schlichten Ledertaschen angefangen hat, sind im Magazin aber rekordverdächtig viele Brüste zu sehen? Ach so, dazwischen sind auch noch Jim-Morrison-Porträt und Motorräder eingeflochten, es geht also Richtung Rock'n'Roll. Die Kundenbindung ist äußerst locker gehalten, man erfährt nichts über Bezugsmöglichkeiten oder gar Preise der Fetzen. Das ganze Heft eine geheimnisvolle Muse. Frauenbild für diesen Sommer: Als Patti Smith verkleidet betrunken im Hinterhof rumknutschen.


Monki
Früher gab es nur den Otto-Katalog,heute hat jede größere Boutique ihr eigenes Magazin. Im Magazin der schwedische Kette Monki ist auf 75 Seiten kein Mann zu sehen. Stattdessen durchwandert die Leserin Mädchenzimmer. Höschenschubladen und bekommt eine Anleitung, wie sie einen putzigen Pappmache-Katzenkopf zum Selbertragen basteln kann. Pferde, Vögel, Schmusetiere, dazwischen geringelte Strümpfe. Frauenbild für diesen Sommer: Pippi Langstrumpf kommt in die Pubertät und hat nix anzuziehen, aber egal!


Asos
Die stark expandierende britische Internet-Mode-Plattform Asos flankiert ihr Geschäft mit einem monatlichen Heft aus echtem Papier. Es ist von einem Mädchenmagazin am Kiosk kaum zu unterscheiden - sogar an die Nivea-Werbung wurde gedacht. Dazu werden Hollywood- Nachrichten, Caleballes und Schminktipps gereicht. Brav: Alles, was man sieht, kann man bei Asos kaufen, Frauenbild für diesen Sommer: Mal im lässigen Nachthemd am Sunset Boulevard rumstehen und nach Cowboyhüten fragen.


H&M
Hätte man auch nicht gedacht: Das H&M-Magazin siezt seine Leserinnen. Davon abgesehen halten sich die Überraschungen in diesem Kompendium in Grenzen, die Optik des Heftes entspricht exakt der, die man von den Bushaltestellen kennt: Bikinidamen beim Strandlauf und Gisele Bündchen im Interview, alle Fotos mit Weichzeichner. Alle Models mit langen Haaren. Frauenbild für diesen Sommer: Fingerlange kurze Hosen, obenrum alles schön weit und damit dann als DJane an der Plava Karriere machen.


Weekday
Das "Freezine" des schwedischen Hipster-Ausstatters Weekday entpuppt sich als einzige Modestrecke,bevölkert von somnambulen
und dürren Menschen. Auf der letzten Seite werden Mitarbeiter
hinsichtlich ihrer geheimen Talente verhört. Der Effekt ist, dass man
sich nie mehr in eine Filiale traut, weil alle Angestellten offenbar überkreative Künstler sind, die nach Feierabend einen neuen Club eröffnen. Frauenbild für diesen Sommer: Lange Tops mit nix drunter
tragen und schlecht gelaunt sein.


Cos
Der edle Ableger des H&M-Imperiums gibt sich alle Mühe, sein Anspruchsdenken auch in Papierform zu untermauern: Viel luxuriösen Weißraum gibt es hier, nachdenkliche Models, ein beigelegtes Kunstposter, asketische Fotostrecken und Interviews mit absolut authentischen Menschen, wie einem Londoner Bäcker. Da fühlt sich die Zielgruppe der Urbanromantiker bestens verstanden. Frauenbild für diesen Sommer: Tagsüber im Breton-Shirt auf die Elite-Universität, abends über Ponys reden.


Net-a-Porter
Die Großmutter des Online-Fashion-Shoppings hat auch bei den Marken-Blättchen die Deutungshoheit: Die besten Labels werden hier ziemlich genialisch kombiniert, Jungdesigner ins Rampenlicht befördert und die Fashionblogger weltweit nehmen das als Vorgabe für ihr eigenes Trendgeflüster. Nicht nur was die Preise der gezeigten Teile angeht, ist es also von hier zur Vogue nicht mehr weit. Frauenbild für diesen Sommer: Mit Proenza-Schouler-Kleid beim Susan-Sontag-Lookalike-Contest Zweite werden.


Dienstag, 14. Juni 2011

Unisex sells


Die neuen Motive für Levi's Modell 512 Unisex. Entwickelt von der Miami Ad School, fotografiert von Teo Bazgu und zuerst gesehen bei scaryideas.com.

"To make a long story short" ist immer ein Erfolg versprechender Weg zu richtig guter Werbung. Ob die Unisex-Jeans von Levi's eine clevere Produktidee ist oder nicht und ob sie wohl eher von Männern oder Frauen gekauft werden wird, wird sich zeigen. Ob die wirklich gute Kampagne der Miami Ad School (hier) eine echte Auftragsarbeit des Jeans-Erfinders aus San Francisco oder nur eine Fingerübung für Reklamestudenten ist, konnte ich nicht herausfinden, schmälert aber deren Klasse nicht im geringsten. Sachdienliche Hinweise meiner Leser hierzu werden aber gerne entgegen genommen.