Mittwoch, 8. April 2009

Discount Agenturen II

Hatte mich im März ja schon mal zu dem Thema Discount-Agenturen geäussert. Damals war ich über das Angebot www.openad.net gestolpert, eine Plattform, die Werbetreibenden die Möglichkeit bietet, eine Kommunikationsaufgabe über die Plattform international und breit pitchen zu lassen.

Nun greift die W&V (Ausgabe 14/2009, Seite 31) das zweischneidige Thema auf. Hier eine Liste der im Artikel erwähnten Kreativ-Outsourcing-Plattformen, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, kreative Profis mit Auftraggebern zusammen zu bringen:

www.crowdspring.com
www.criggle.de
www.jovoto.com
www.designenlassen.de
www.trawlix.de
www.12designer.com

Die Plattformen haben unterschiedliche Geschäftsmodelle. Bei Jovoto und Trawlix muss der Auftraggeber bereits für den Ideenfindungsprozess bezahlen. Über die beste Ideen entscheidet bei Jovoto laut W&V nicht der Auftraggeber, sondern die etwa 2000-Mann starke Community. Prominente Kunden bei Jovoto: Deutsche Bahn und die SPD über ihre Agentur A&B Face2Net.

Bei Trawlix können Werbetreibenden anonym bei 750 Kreativen nach Ideen suchen lassen und dürfen selbst entscheiden, welche Ideen am besten passen.

Bei designenlassen und 12designer sind Logos wohl schon ab 70,-€ zu haben, was bei einem professionellen Corporate Designer erst bei ca. 5.000,- € Honorar anfängt.

Sind diese Creativ-Community-Plattformen nun ein weiterer Sargnagel in der Abwärtsspirale der Honorare für Kreativdienstleistungen oder nur eine billiger Notnagel für anspruchslose Mittelmaßmittelständler? Würde mich sehr interessieren, wie die Kunden unter den Lesern das sehen.

Ob es sich bei den erwähnten Plattformen allerdings wirklich, wie Judith Pfannenmüller vom Werbefachblatt schreibt, um "Crowdsourcing" handelt, möchte ich bezweifeln. Geht es doch beim echten Crowdsourcing darum, kreative Leistungen von möglichst vielen Laien und ohne Endgeld zu ergattern. Bei den im Artikel genannten Web-Plattformen arbeiten im allgemeinen Profis und werden schließlich - mal mehr, mal weniger - für ihre Arbeit bezahlt.

[Nachtrag vom 20.04.2009]: Soeben lese ich bei "Off The Record" über das durch eine Anfrage bei Jowoto entstandene Logo für Frank-Walter Steinmeier und die frappierende Ähnlichkeit mit dem Zott- und dem Hoover-Logo.


Dienstag, 7. April 2009

Bulgari gibt zurück

Überzeugen tut die neue Kampagne für Bulgaris Jubiläumsring in erster Linie durch die beeindruckenden Portraits bekannter Mimen, die Promi-Fotograf Fabrizio Ferri meisterlich in Szene gesetzt hat.

Für 290,- USD ist der Ring ein echtes Bulgari-Schnäppchen. Interessant finde ich auch den CSR-Ansatz (Corporate Social Responsibility) der Bulgaris, die nämlich 60,- USD vom Erlös jedes Ringes an die Organisation "Save the Children" überweist und mit der Kampagne für das Charity-Projekt die Werbetrommel schlagen.

Gerade Marken, die sich - wie Bulgari -dem sinnentleerten und hemmungslosen Luxus verschrieben haben, steht ein wenig soziale Verantwortung nicht schlecht zu Gesicht. Bravo!

Mehr über die Kampagne im "if it's hip it's here"-Blog


Ausgezeichnete Modefotografie


Kein Aprilscherz: Am ersten dieses Monats wurden in den Hamburger Deichtorhallen die begehrten Lead Awards verliehen. Mich interessierte hier natürlich die Kategorie "Mood- und Modefotografie des Jahres". Nominiert waren:

* Annuschka Blommers und Niels Schumm, „Yves Saint Laurent“, „Mode Depesche“ Nr. 8
* Nan Goldin, „Hoodoo Voodoo“, „Kid’s Wear“ Nr. 26
* Steven Meisel, „Rock-A-Bellas“, „SZ-Magazin“ Nr. 13

Gewonnen hat Steven Meisel mit den laut www.lesmads.de "... kunstvoll inszenierten Mustern an Models wie Lara Stone oder Kinga Rajzak." (siehe Abbildung). Ende 2007 erschien die Strecke wohl in der Vogue Italia, später dann im SZ-Magazin. Mehr Arbeiten von Steven Meisel hier.

Wieder ein herrliches Beispiel dafür, dass man Mode auch spannend und einzigartig inszenieren kann, wenn die Idee stimmt.

Mit den Lead Awards (laut Spiegel: "Deutschlands führende Print- und Online-Auszeichung") werden herausragende Arbeiten in Publikumsmedien ausgezeichnet. Anders als z.B. beim alljährlichen ADC-Wettbewerb können sich potenzielle Preisträger hier nicht bewerben, sondern werden von einer fachkundigen Jury nominiert.

Die offizielle Website der Lead Awards

[Nachtrag am 22.04.2009: Welche Modewerbekampagnen für auszeichnungswürdig befunden wurden lesen Sie hier.]


Montag, 6. April 2009

Pop Up Stores

Konsequent auf diesen avantgardistischen Vertriebskanal setzt das "Clemens en Auguste"-Label des C&A-Stammhalters Alexander Brenninkmeijer. Wie die Horizont in ihrer aktuellen Ausgabe berichtet mietet das Label temporäre Locations an und präsentiert die aktuelle Kollektion für zwei bis drei Tage in exklusiven Locations mit Kunst-Affinität. "Wie eine Rockband geht die Kollektion auf Tour.", so Horizont. Zehn "Gigs" seien in diesem Jahr geplant. Frankfurt, München (Haus der Kunst) und Wien (MAC) machten bereits den Anfang.


Die jungen Kreativschaffenden wird' s doppelt freuen: (1.) Parallel zum ADC-Treffen wird die Kollektion in der Berliner Galerie Magers feil geboten. ADC-Nägel gelten allerdings nicht als Zahlungsmittel und so muss der Junior-AD schon seinen Dispo bemühen, um eines der begehrten Teile sein eigen nennen zu dürfen. (2.) Sollen die Teile aber durchaus erschwinglich und selbst mit den spärlichen Junioren-Gehältern der Agenturen zu finanzieren sein.

Laut Horizont konnte der junge Brenninkmeijer bei guten Gigs in Zürich und München bis zu 150.000,- € umsetzen.

Interessant ist auch die künstliche Verknappungsstrategie des Unternehmens. Die Kollektion ist nicht im Handel, sondern ausschließlich auf den offiziellen Gigs erhältlich. Nur, wer vorort bereits gekauft hat, erhält einen Code und erwirbt damit das Recht, online nach ordern zu dürfen.


A. Brenninkmeijer in Spiegel Online


Heavy Photoshopping

Bekomme gerade die Retuschen des letzten Shootings auf den Schreibtisch und bewundere die hohe Kunst der Photoshopper oder Retouch Artists, wie die Jungs und Mädels wohl heute korrekt heissen. Ist schon unglaublich, was die Computer-Retuschen-Asse da so alles aus einem 10.000-Euro-Modell noch herausholen können, denke ich. Und schon schleicht sich die nächste Frage ein: Brauche ich eigentlich das 10.000-Euro-Model noch oder reicht vielleicht ein 2.000-Euro-Model und ein 2.000-Euro Retuschen-Artist um ein perfektes Fashion-Foto abzuliefern?


Da kommt mit der Post bei Trendhunter.com gerade recht. Unter dem Titel "Photoshop Fails - Complex Magazine Forgets to Digitally Touch Up Kim Kardashian" beschreibt der Post, wie das amerikanische 20-Something-Männermagazin das Sternchen Kim Kardashian für das Cover retuschierte und dann die unretuschierten Aufnahmen versehentlich auf ihrer Website veröffentlichte.

Aber zurück zur Frage. (1.) Sind die teilweise atemberaubenden Honorare der Top Models heute überhaupt noch zu rechtfertigen, wenn man mit ein paar geübten Klicks aus jeder Durchschnittshausfrau eine Kate Moss machen kann? Und, (2.) kann es überhaupt im Sinne der Models und Stars sein, nachträglich hemmungslos "optimiert" zu werden?


Der damals eher pummelige Titanic-Star Kate Winslet jedenfalls beschwerte sich über eine (glaube ich) auch im Stern veröffentlichte Vanity Fair-Fotostrecke, die den Star 10 Jahre nach Titanic und in Vorbereitung der PR-Kampagne zu "Der Vorleser" in wundersamer Idealfigur abbildete, bitterlich über die massiven Retuschen. Dem SZ-Magazin sagte sie hierzu (laut www.emma.de): "In Filmen versuche ich, Frauen mit Falten und Rundungen zu spielen. Ich verstehe also nicht, warum irgendwelche Grafiker in Zeitschriftenredaktionen nachträglich noch an Fotos von mir rumretuschieren müssen – das stellt doch letztlich meine Arbeit infrage." Und sie setzt noch einen drauf, als sie zu dem Interviewer des SZ-Magazins sagt: "Sehen Sie sich bitte die Fotos an, die Sie drucken werden – und dann überlegen Sie, wie ich aussehe, wenn ich mich morgens um sieben verschlafen und unfrisiert um meine zwei Kinder kümmere, die Hunger haben. Das sind zwei völlig unvereinbare Welten!"

Noch eine letzte Frage: (3.) Wer wird künftiger wichtiger für ein perfektes Ergebnis, der Fotograf oder sein Photoshopper?

Freue mich über Kommentare und Meinungen zu dem Thema.


Sonntag, 5. April 2009

Abhängen


Die etwas reiferen Leser (lesen die überhaupt Blogs?) unter uns werden sich noch erinnern: Da ging doch 1983 ein schmuckes Kerlchen Baden, ohne seine Levis Jeans auszuziehen. "Shrink-to-Fit" hieß das hippe Teil, glaube ich. Ein, zwei Jahre später konnten wir einen nicht weniger attraktiven Jeansträger dabei zusehen, wie er in einem teurem amerikanischen Villen-Vorort von Garten zu Garten beziehungsweise Pool zu Pool hüpfte, um sich Abkühlung zu verschaffen und seine Levis zu shrinken.

Nun propagiert der überhaupt nicht in die Jahre gekommene Denim-Hersteller seine "REDTAB"-Kollektion mit einem neuen Hingucker. Macht Spaß zu zu sehen, wie lange das triefende Pärchen es wohl noch aushält, ohne das die Jeans rutscht.