Donnerstag, 16. April 2009

Tupper-Parties für Recessionistas

"Shop 'n' Swap", wieder so eine neue Wortschöpfung und möglicherweise eine weitere Bedrohung für die kriesengebeutelte Fashion-Industrie und den häufig ideenlosen textilen Einzelhandel.

Auf so genannten Shop 'n' Swap-Events treffen sich findige Recessionistas, um hochmodische Accessoires und erst kürzlich erstandene Schnäppchen zu tauschen. Auf diese Weise können die modebewussten Sparbrötchen ständig neue Looks kreieren, ohne ihr sauer verdientes Geld der verzweifelten Fashion Industrie in den Rachen werfen zu müssen.

Wie viele dieser Klamotten-Swap-Gruppen es schon gibt, weiß keiner aber die Google-Map der Community-Webplatform "meetup" zeigt alle eingetragenen Shop 'n' Swap-Gruppen mit regelmäßigen Treffen.

Auf der Site von Cincy Chic kann man die wichtigsten Regeln für solche Klamottentausch-Treffen nachlesen. Hier finden sich auch einige Links zu TV-Berichten über das Thema.

wikiHow.com hält unter "How to hold a Swap Party" eine praktische Checkliste bereit.


YouTube-Beitrag über Swap-Parties

Die Daily Mail berichtet auf ihrer Online-Plattform unter der Headline "Why swapping is the new Shopping" ausführlich über das Phänomen.

Ähnlich wie bei Tupper-Parties, macht das soziale Zusammentreffen den eigentlichen Reiz der Swapping-Events aus. Gleichgesinnte Recessionistas kennen lernen und über Mode quatschen. Da kann Ebay nicht mithalten und eine ernstzunehmende Recessionista spart ja auch, wo sie kann.


CBS-Bericht über eine Clothing Swap-Party

Überhaupt scheint der Reiz des Swapens in dem Gesamterlebnis und der sozialen Interaktion zu liegen, so der Soziologie-Professor Frank Furedi im oben genannten Dailymail-Artikel, dass dem des durchschnittlichen Klamottenkaufs im Laden bei weitem überlegen scheint.

Um das Swapen zu vereinfachen gibt es auf den Veranstaltungen häufig eine Art Tauschwährung (spezielle Münzen oder Coupons), die man dann meist am selben Abend gegen neue Teile eintauschen muss.

Cloth Swapping hilft auch dabei, das Gewissen zu erleichtern. Denn die Sucht, den immer schnelllebigeren Modetrends zu folgen und Wegwerf-Klamotten à lá H&M zu kaufen, verträgt sich schlecht mit immer wichtiger werdenden Werten wie Nachhaltigkeit und Umweltverträglich. Da kommt der Swapping-Gedanke den modebegeisterten LOHAS gerade recht. Swapping erlaubt es, sich von den Klamotten zu befreien, die nicht mehr der letzte Schrei sind und den Kleiderschrank aufzuwerten, ohne sich von Schuldgefühlen und Gedanken an wachsende Müllberge und die Ausbeutung der weltweiten Ressourcen plagen lassen zu müssen.


Mischa Barton auf dem Visa-Swapping-Event [Foto:Dailymail.co.uk]

Nicht nur die selbsternannten Fashion Victims sehen so dem nächsten Schnäppchenkauf erleichterter entgegen, auch die auf ihr Nachhaltigkeitsimage bedachten Unternehmen springen nach und nach auf den Swapping-Zug auf. So gab es in London bereits einen VISA Swap-Event, in Zusammenarbeit mit TRAID (Textile Receycling for Aid and International Development) und prominenter Beteiligung (siehe Foto). Bei VISA plant man wohl schon den weltweiten Rollout der Idee.

Für alle, die keine Lust oder keine Möglichkeit zu privaten Swap-Parties haben gibt es selbstverständlich Alternativen im Web. So bieten z.B. SwapTreasures und SwapStyle swap-willigen Couch Potatoes online Swap-Parties an.

Inwieweit der Kult um die Swap-Parties die Absätze des Handels wirklich beeinflusst lässt sich noch schwer einschätzen. Findige Händler bieten allerdings bereits abendliche Swap-Parties in ihren Geschäftsräumen an und versuchen so die Kundenbindung zu stärken.


Mittwoch, 15. April 2009

Crocs in nachhaltig sexy

Eco Fashion by Vivienne Westwood! Möglich gemacht vom Brasilianischen Schuhanbieter Melissa.

Da sage doch mal einer (a.) dass sich die Götter der Oberflächlichkeit nicht um Nachhaltigkeit bemühen und (b) dass Öko-Schuhe nach alten WG-Socken müffeln müssen. Diese hier jedenfalls riechen nach Gummi aber versprühen den Duft der großen, weiten Modewelt.

Diese High Heels sind wasserdicht, falls man durch Champagner-Pfützen staksen muss oder zu später Stunde in den Pool springt und schon vergessen hat, die Pumps auszuziehen.

Die Dragons sind erhältlich bei Epaulet. für ganze 149,- USD

Das Konzept von Melissa ist einfach: super-komfortable aber mega-stylishe Schuhmode aus natürlichem Gummi. Die etwas älteren unter den Lesern kennen Melissa als Erfinder der durchsichtigen Badesandalen aus Gummi; einem echten 70-Jahre-Klassiker.

In Sachen Umwelt- und Hautverträglichkeit könnte sich der amerikanische Hersteller der angeblich weichmacherverseuchten, Fernostmassenware Crogs mal eine Scheibe abschneiden und darüber nachdenken, wie viel mehr von seinen wirklich praktischen Plastikschuhen er absetzen könnte, wenn er die Anforderungen der ausgabefreudigen LOHAS-Gemeinde erfüllen würde.


Cruise Collections

Was bitte ist das nun wieder?

Wenn Sie glauben, der gleichnamige Hollywood-Star und Vorzeige-Dianektiker betätige sich jetzt auch als Designer, liegen Sie falsch. Cruise Collections, auch Collections Croisères genannt, wurden (so Welt Online) ursprünglich für die anspruchsvollen Gattinnen reicher Männer entworfen, die auch im Winter ihren Cocktail in der Sonne genießen wollten und deswegen vor Eis und Schnee in tropische Gefilde flüchteten. Dafür brauchten sie eine angemessene Garderobe.

"Kein schlechtes Klientel", dachte man sich bei Chanel, Celine, Gucci, Ralph Lauren & Co. und schüttelte eine Extra-Sommer-Kollektion für den Winter aus dem maßgeschneiderten Hemdärmel. Und damit auch der Rest der Welt gleich versteht, wie exklusiv so eine Kollektion ist, gaben sie ihr den Zusatz Cruise. Denn "Cruise" bedeutet Kreuzfahrt. Solche Cruise Collections werden immer wichtiger - nicht zuletzt deswegen, weil immer mehr Menschen in der kalten Jahreszeit gen Süden flüchten.

Chanel Cruise Collection 2009 Karl Lagerfeld beispielsweise machte aus der Präsentation seiner Cruise Collection 2009 für Chanel ein großes Tamtam: die Show unter dem Thema Miami Vice inszenierte er an mondänen Pools in Miami Beach. Die Cruise Kollektion 2008 hatte er in einen Hangar in Santa Monica verlegt, wo er seine Models zwei Flugzeugen mit Chanel-Logo, entsteigen ließ.

Wie Gala.de wissen will, hat sich"... John Galliano ... in seiner Cruise-Kollektion von den 60er Jahren und Kreuzfahrten inspirieren lassen. Stars wie Charlize Theron und Jennifer Lopez schauten sich das farbenfrohe Spektakel an."

Wichtiger Bestandteil jeder Cruise Collection sind natürlich Bademoden - man braucht ja schließlich ein adäquates Outfit für das Sonnendeck der Jacht.

Sie machen in nächster Zeit keine Kreuzfahrt? Dann sollten Sie sich trotz winterlichen Temperaturen einen Kurztrip in die Designerläden gönnen, sich von sommerlichen Farben und Formen inspirieren lassen und zumindest in Gedanken einen Segeltörn in der Karibik machen.

Wieder was dazu gelernt.

[Nachtrag vom 29.07.2009]: "The Luxe Croniclesüber die wachsende Bedeutung der Cruise Collections (hier).

[Nachtrag vom 15.05.2009]: Chanel zeiht gerade sein 2010 Cruise Collection in Venedig. Mehr hier.

[Nachtrag vom 28.05.2009]: Les Mads berichtet hier über so genannte Resort-Kollektionen weiterer Anbieter

Mal dir ein Kleid

Für alle die durch's Ostereierbemalen noch in Übung sind: Das "Color-In"-Kleid von Berber Soepboer und Michiel Schuurmann aus den Niederlanden. Der Modedesigner Soepboer hat sich auf Do-It-Yourself-Kleidung spezialisiert, die sich auf vielfache Weise durch die Trägerin anpassen und umbauen lässt. Consumer generated Product in Reinkultur.

Der Schnitt ist sicher nicht jederfraus Sache aber die Idee zählt.

Ob und wenn ja wo es die Kleider tatsächlich zu kaufen gibt und ob die Textilmarker im Set dabei sind, könnte ich leider noch nicht in Erfahrung bringen.