Mittwoch, 7. April 2010

No Models - die nächste


Das offizielle Plakat zur Benetton Casting-Kampagne 2010.

Nun ist auch Benetton auf den zeitgeistigen "Wir-verzichten-auf professionelle-Models-und setzen-stattdessen-auf-Casting-Shows"-Zug aufgesprungen. Mit Hilfe der "It's:My:Time" Global Casting Competition wurden seit dem 08.02.2010 Amateur-Models für die Herbst/Winterkampagne 2010 des italienischen Modelabels gesucht.


Bewerbungsvideo des deutschen Kandidaten und Fashion-Bloggers Mauri.

Ich persönlich finde die Kampagnen-Idee und -mechanik klasse, glaubwürdig, medienattraktiv und zielgruppenrelevant. Weltverbesserungs-PR-Bla-Bla á là "demokratischer Wettbewerb im Zeichen der Open Culture und Augmented Reality" könnte man sich allerdings gerne sparen.

Die 20 Gewinner wurden am 18.03.2010 von den Website-Besuchern und einer Fachjury ausgewählt und fliegen nun in den nächsten Tagen nach New York zum Kampagnen-Shooting. Verfolgen lässt sich das auf dem "It's:My:Time"-Blog (hier). Auch sonst ist die Kampagne nach allen Regeln der Social-Media-Kunst vernetzt (hier). Augmented Reality Ads inklusive. Weiteres "Abfallprodukte" ist ein Buch zum Thema Style, in dem sich auch die 100 Shortlist-Kandidaten mit ihrem persönlichen Style für ein Honorar von je 200 € verewigen dürfen.

Die offizielle Website zum Contest (hier).


Designer Light


Kampagnenmotiv zur Coke Light Sonderedition Karl Lagerfeld.

Wie Evelyn vom Modenews-Blog berichtet (hier) konnte der Brauseabfüller aus Atlanta nun auch Karl Lagerfeld himself dazu gewinnen eine eigene Coke Light-Flasche zu kreieren. Die zuckerfreie Brause im modischen Outfit gibt es dann wohl ab 24.04.2010 nur im französischen Colette EShop (hier), wie die Vogue wissen will.


Die von Karl Lagerfeld gestaltete Sonderflasche.

Laut Vogue soll Karl der Große "...im Jahr 2000 sein Gewicht mit einer 3D-Diät, bestehend u. a. aus Gemüse und Coca-Cola light, um einige Kilos reduziert zu haben. Als Tribut an den Wundertrank etikettiert er die Aluminiumflaschen nun mit seinem Konterfei und liefert die Werbekampagne gleich dazu. In den Hauptrollen Model Coco Rocha und Baptiste Giabiconi...".

Ich persönlich finde die Flasche sehr gelungen. Was ich von dem Kampagnenmotiv nicht sagen kann. Es wirkt auf mich wenig kreativ und arg gestellt. Vielleicht war Herr Lagerfeld nicht in Stimmung.


Sonderedition Manolo Blahnik aus 2009.

Die Lagerfeld-Flasche stellt nicht die erste Berührung von Coca Cola mit den großen der Modewelt dar. Wie das NRW-Forum (hier) berichtet, hat der Softdrink-Riese bereits im Februar 2009 zusammen mit Schuhgott Manolo Bahnik einen Kreativwettbewerb zum Schuhdesign gestartet und aus diesem Anlass eine Sonderflasche herausgebracht. Zuvor hatte Coke schon mit Zac Posen und Ellen von Unwerth zusammengearbeitet und passende Designer-Flaschen produziert, wie Les Mads (hier) berichtet.


Die Coke Light Designer-Edition aus 2009 (Foto: Coca Cola Pressearchiv).


Dienstag, 6. April 2010

Klamotten-Shoping 2.0


TV-Spot "The Future Of Shopping" von Cisco auf YouTube.

Diese (nicht gänzlich unwahrscheinliche) Zukunftsvision von Cisco Systems lässt Gewerbeimmobilienanbieter auf der ganzen Welt zusammenschrecken. Anbieter von teuren POS-Ausstattungen und Flächenvermietern im Einzelhandel sicher auch.

In einen kurzweiligen Spot zeigt uns der US-Netzwerkriese, wie das Shoppen eines neuen Outfits in nicht all zu langer Zukunft aussehen könnte; dank moderner Internet- und IT-Technologien.

Die hier skizzierte Technologie könnte zu völlig neuen Logistikstrukturen im textilen Einzelhandel führen und (ähnlich der KFZ-Branche) die Lagerhaltungskosten auf die Hersteller verlagern. Trotz attraktiver Sortimentsbreite würde der Bedarf an Einzelhandelsflächen drastisch sinken. Teure Innenstadtlagen wären für den Handel wieder finanzierbar.

Und nicht zuletzt wäre die lästige Umkleidekabinentortur endlich Schnee von gestern.

Schöne neue Welt!

Zuerst gesehen bei Scaryideas.com (hier). Danke an Robert für den Tipp!


Push-Up für Wäsche-Kreative


TV-Spot "Surprise Party" für den Push-Up-BH von Lovable.

Push-Ups haben ja schon immer die Fantasie der Kreativen in den Werbeagenturen besonders beflügelt (Ist ja wohl auch der primäre Produktnutzen, oder?).

Nach den berühmten und vielfach ausgezeichneten Kampagnen von Wonderbra (hier) und (hier) bin ich nun über zwei herrliche Spots der italienischen Linregie-Marke Lovable gestolpert, die ich meinen Lesern nicht vorenthalten wollte.


TV-Spot "Ohne zu lügen" für den Push-Up-BH "Power Lift" von Lovable.

Der Original-Post bei "The Inspiration Room" (hier).
Die Website von Lovable (hier).


Hippe Store Models in Dufthölle gefangen


Surf-Klamotten, fein inszeniert: Hollister in Frankfurt (Foto FAZ.net).

(Brand) Experience Marketing vom Feinsten: Hollister beginnt seinen Siegeszug nun auch durch Deutschland. Teenies in langen Warteschlangen betteln um Einlass in den etwas anderen Modepalast, der laut FAZ.net eher der Hölle gleicht. Dunkelheit, beklemmende klebriger Parfümduft und viel zu lauter Surfer Rock gehören laut FAZ.net zum Erfolgsrezept von der US-Surf-Lifestyle-Marke Hollister. Der Autor kann's bestätigen, wurde er doch auch schon von seiner 15-jährigen Tochter in die erste deutsch Filiale der Abercrombie & Fitch Submarke in das Frankfurter Einkaufszentrum MyZeil geschleppt.

Hollister beweist damit mal wieder auf's neue, welch mächtiges Tool Brand Experience Marketing darstellt. Die gleichen Kids, die bei H&M kaum mehr als 15 € für Shirt anlegen würden lassen hier im Durchschnitt 75 € pro Einkauf an der Kasse um ihre Einkäufe danach bei Starbuck's und bei z.B. einem White Caffè Mocha für ein weiteres halbes Wochentaschengeld noch einmal vorfreudig durchschauen.

Für alle, die mehr über Hollisters Erfolgsrezept erfahren wollen, hier der Original-Post bei FAZ.NET (hier).

Die Hollister-Website (hier.)

Buchempfehlung für Einsteiger in das Thema Brand Experience Marketing: "Experiential Marketing" von Bernd H. Schmitt (hier).


Donnerstag, 1. April 2010

Wie funktioniert die Modeindustrie 2025?


3-minütige Animation zum Mode-Zukunftsszenario "Slow is Beautiful".

Afrika wird zum weltweit führenden Lieferanten nachhaltig angebauter Baumwolle für die Textilindustrie. Die Modeindustrie wird zum Verfechter grüner Produkte und profitiert massiv von neuen nachhaltig erzeugten Textilien. Moderne Kleidungsstücke werden ohne Zuhilfenahme von Waschmitteln in modernen Waschmaschinen in kaltem Wasser gewaschen. Handgearbeitete Textilien aus der ganzen Welt erleben ein Revival. T-Shirts wechseln ihre Farbe je nach Stimmung der Trägerin.

"Slow is Beautiful" ist nur eines von vier wirklich lesenswerten Zukunftsszenarien, die aufzeigen sollen, wie die Modeindustrie in 2025 aussehen könnte. Entwickelt wurden sie vom Forum for the Future (Website hier), einer gemeinnützigen Organisation, die sich um nachhaltige Entwicklungen bemüht.

"Fashion Futures 2025" ist der Titel der wirklich lesenswerten und inspirierenden Arbeit, die man sich unbedingt als PDF-Dokument (hier) herunter laden sollte, so man vor hat, in 10 Jahren noch in der Modeindustrie zu arbeiten..


Mittwoch, 31. März 2010

Mutties Jeans


Die aktuelle Plakatkampagne in München.

Gestern in der Münchener U-Bahn sah ich das neue Plakat einer Jeansmarke, die mir schon vor einem Jahr auf der Modemesse in Düsseldorf aufgefallen war. "Klasse Idee, klasse Konzept und vor allem klasse Name", hatte ich damals schon gedacht, aber leider vergessen, die Marke hier im Blog vorzustellen. Die Rede ist von dem US-Label "not your daughter's jeans".

Endlich mal eine Jeans-Marke mit einem klaren Zielgruppenfokus (Frauen über 40) und einem relevanten Versprechen (Figur-Shaping). Eine Marke, die den Mut hat, eine sicher lukrative Nische zu bedienen, die vermutlich gar nicht so klein ist, wie das (böse) Wort vermuten lässt.

"Lift Tuck" nennt das in Vernon, Californien beheimate Unternehmen NYDJ Apparel (Firmenwebsite hier) seine schwerkraftbekämpfende Technologie, die den Po hebt und das Bäuchlein strafft.


US-Anzeigenkampagne (Abb. Firmen-Website).

Die Anzeigen sind zwar eher solides Handwerk, als besonders kreativ und die Schnitte und Waschungen der Jeans wohl eher auf den US-Markt abgestellt, aber die in Aussicht gestellte jugendliche Figur mag hiervon ablenken. Die Wahl des Markennamens und die Texte auf der Website zeigen, dass man sich bei NYDJ intensiv mit der Zielgruppe auseinander gesetzt, die richtigen Insights gewonnen und Profis an die Kommunikation gelassen hat.

Ich bin gespannt, wie sich die Marke in Deutschland entwickeln wird. Die Texte der deutschsprachigen Website sind leider nicht mit der gleichen Liebe und dem gleichen Einfühlungsvermögen geschrieben wie in den USA, aber das kennt man ja leider von US-Firmen.


H&M flashmobt


5-minütiges Video der Performance auf YouTube.

Wie der Adsoftheworld-Blog berichtet (hier) hat nun auch der Billigtextilriese H&M das Tool Flashmob genutzt, um die Aufmerksamkeit auf seine neue Kids-Kollektion zu lenken. Adsoftheworld spricht allerdings von einer "Branded Performance". Schließlich sind Flashmobs (Wikipedia über Flashmobs hier) ja eigentlich eher eine Performance-Kunstform ohne wirtschaftliches Interesse.

Hierzu engagierte die US-Agentur Mr. Youth (hier) 55 talentierte Kids, die sich, nach vermutlich wochenlangem Training, scheinbar spontan auf dem Union Square in San Francisco trafen, um eine Street-Performance abzuliefern.


Der Telekom-"Flashmob" mit Paul Potts im Telekom-Werbespot.

Die Idee, Flashmobs für Marken einzusetzen hatte ja auch schon die Telekom, die unter anderem Paul Potts scheinbar spontan auf dem Hauptbahnhof in Leipzig zum Singen bewegten.

Mich interessiert die Meinung die Meinung meiner Leser. Was haltet ihr davon, dass Unternehmen das Tool "Flashmob" zunehmend als "Branded Performance" für ihre Marken einsetzen? Seht ihr das eher als kulturelle Bereicherung des öffentlichen Raums oder als schleichwerbenden Missbrauch einer kulturellen Idee?


Dienstag, 23. März 2010

Mad Men im Barbie-Format


Mattels neue Mad Men Puppen.

Passend zur US-Erfolgsserie Mad Men hat Mattel angekündigt, vier der top-gestylten Vorzeigewerber aus besseren Zeiten als Barbie-Puppen auf den Markt zu werfen; als Teil der so genannten Fashion Model Barbie Collection. Ob der Exessiv-Raucher und Madison Avenue CD Don Draper und seine devote Vorstadt-Gemahlin Betty sowie sein Boss Roger Sterling und D-Körbchen Office Managerin Joan Harris wirklich in den Kinderzimmer landen oder vielmehr künftig die stylischen Schreibtische in den Kreativetagen nostalgischer Werber zieren werden, bleibt abzuwarten.

Laut Hersteller kommen die Puppe-gewordenen Leistungsträger der Cooper, Draper, Pryce Werbeagentur mit ausgewählten Accessoires, wie Hüten, Trenchcoats, Perlenketten und sogar die legendären Spitztüten-BHs. Auf die wichtigsten Accessoires der Reklame-Soap, Zigaretten, Aschenbecher und Martini-Cocktails hat man wohl im Hinblick auf die lieben Kleinen verzichtet.

Laut Mattel sind die Puppen limitiert auf 7.000 bzw. 10.000 Stück und werden nur in ausgewählten Shops verkauft.


Die Originalcharakteren aus der Erfolgsserie

Link zur Serie (hier).
Zuerst gesehen bei fashionablymarketing (hier).


Cardin traf Raumschiff Orion


Pierre Cardins 1964 Cosmos Collection (Foto: IHT)

Das Haus Pierre Cardin feiert dieses Jahr sein 60-jähriges Bestehen. Anlässlich des Jubiläums tauchen auch solche wunderbaren Anzeigenmotive wieder auf. "„Was heute noch wie ein Märchen klingt, kann morgen Wirklichkeit sein ..." Die Raumpatrouille lässt grüßen.

Zuerst gesehen im BoF-Blog (hier).


Mittwoch, 17. März 2010

Dessous-Fallensteller


Das YouTube-Video zeigt, wie die Kliktease-Online-Kampagne funktioniert.

Das nenn' ich mal clever gedacht, von den Kreativen hinter der Online-Kampagne des niederländischen Dessous-Versenders Klicktease.

Die Herausforderung: Männer verschenken nicht gerne Dessous. Erstens, weil sie sich die Konfektionsgröße ihrer Frau/Freundin nie merken können. Zweitens, weil sie sich in Dessous-Geschäften meist nicht sehr wohl fühlen. Und drittens, weil sie irgendwie selten darauf kommen, Wäsche zu verschenken und stattdessen lieber Bügeleisen und Kochtöpfe auf die Gabentische legen. Praktisch halt.

Die Lösung: Frau loggt sich bei www.kliktease.nl ein (hier). Sie sucht sich ihre Wunsch-Dessous aus und speichert ihre Größen ab. Nun muss sie nur noch den Link an ihren Freund/Mann geben und schon kann er für sie einkaufen. Aber, darauf wären wir ja auch gekommen und das wäre viel zu einfach.

Die Amsterdamer Kreativen haben weiter gedacht: Sie nutzen einen perfiden Trick, um den Mann auf die Klicktease-Website zu locken, (scheinbar) ohne dessen Weibes Zutun, und arbeiten mit dem berühmten schlechten Gewissen als Motivator für den Schenkenden und Umsatz-Pusher für Kliktease. Wie das funktioniert zeigt der kurze YouTube-Film am Anfang des Posts.

Ein schönes Beispiel, wie Online-Kampagnen funktionieren können, wenn man ein wenig länger über seine Zielgruppen nachdenkt.

Kreiert wurde die Kampagne von der Agentur HOUDINI, Amsterdam. Website (hier).


Dienstag, 16. März 2010

Lagerfeld eiskalt


265 Tonnen arktisches Eis für Chanel-Show (Foto: Wallpaper)

Dass sich die durchschnittliche Chanel-Couture-Kundin herzlich wenig Gedanken, um die globale Erderwärmung macht, verwundert niemanden. Dass sich immer wieder auch Mode-Labels mit Greenwashing hervortun, ist auch hinlänglich bekannt. Dass sich ein gebildeter Mann, wie Karl Lagerfeld aber zu öffentlichen Äusserungen wie "Have you felt any warming this winter?" oder "Maybe that's all nonsense, who knows." hinreißen lässt, wohl eher traurig.





Kurze Zusammenfassung der Show auf YouTube

So zumindest zitiert ihn die Nachrichtenagentur Reuters anlässlich der letzten Chanel-Fashion-Show, für die Lagerfeld einen wohl mehr als 265 Tonnen schweren Eisberg in den Pariser Grand Palais hat liefern lassen, um die nächste Winterkollektion adäquat und pressegerecht zu präsentieren. Immerhin soll die Kollektion wenigstens mit Kunstpelzen ausgekommen sein. "There wasn't any real fur, it's all fake. The word 'synthetic' is horrible, fake fur used to be hideous but there's been enormous progress," so Lagerfeld im Interview.





Lagerfeld outet sich als Okö-Skeptiker (Foto: REUTERS/Benoit Tessier)

Es ist nicht das erste Mal, dass Lagerfeld Umwelthemen für seine Shows ge(miss)braucht. Wurde die Frühjahrskollektion im letzten Jahr rund um eine künstlich errichtete Scheune präsentiert. Fotos bei Fabsugar (hier). Auch änlässlich dieser Show fütterte Lagerfeld die hungrige Presse mit der provokanten Aussage, dass Umweltaktivisten sicher einen Punkt hätten, aber lernen sollten, sich besser anzuziehen.


Bei Null Grad mussten die Gäste der Show ausharren (Foto: REUTERS/Benoit Tessier

Der riesige Eisberg kam wohl aus Nordschweden per Schiff und wurde bereits auf der Fahrt von 35 Bildhauern aus der ganzen Welt zu einer fast 10 Meter hohen Eislandschaft verwandelt. Chanels Gäste mussten sich warm anziehen, denn, um die Eiskunstlandschaft bis zur Show erhalten zu können wurde das Grand Palais auf Null Grad herunter gekühlt.

Die Reuters-Meldung im Original (hier).